Wir fahren gegen 14.30 Uhr los, machen einen Bürostopp in München, um noch etwas im Büro abzugeben und uns zunächst wegen der Einstellung „Autobahnen vermeiden“ etwas verwegen durch die Stadt jagen lassen. Fehler behoben, danach geht es ohne nennenswerte Staus durch Österreich bis nach Slowenien.Lediglich die A8 gestaltet sich vor dem Inntal Dreieck etwas zäh, da am Grenzübergang für Lkw Blockabfertigung angesagt ist. Wir schauen, wie weit wir kommen. Und es wird Slowenien, Šenčur, Camper Stop Cubis. Dort übernachten wir auf einem Stellplatz hinter einer Schranke. Vielmehr nehmen wir gar nicht wahr.
Wir wollen um 07.30 Uhr los, aber es wird dann doch etwas später. Der DJI-Stick macht Probleme, das bekommen wir auf die Schnelle aber nicht hin. Wir geben auf und fahren los.
In Kroatien machen wir Halt am Rastplatz Rašćane Gornje. Der Platz gehört zu einer INA-Tankstelle und hat eine schöne Picknick-Anlage mit kleinen überdachten Plätzen und einem wahnsinnig schönen Ausblick in die umliegenden Berge.
Ein kurzer Stau, den wir umfahren, ansonsten geht es flüssig voran. Und kaum ist man an der Küstenstraße, schon wird es immer schöner.
Die Brücke ist noch relativ neu, der Bau begann am 30. Juli 2018, am 26. Juli 2022 wurde sie eröffnet, also noch kein Jahr alt. Und wirklich schön.
Wenn man sich die Ein- und Ausreise Bosnien und Herzegowina sparen möchte, fährt man über die Brücke, überquert die Halbinsel, die nach der Grenze wieder auf kroatisches Land trifft.
Kurz nach der Brücke kommt der Campingplatz. Wir stehen idyllisch unter einem Olivenbaum. In der Beschreibung des Platzes steht, dass der Betreiber für seine Gäste frischen Fisch und Meeresfrüchte zubereitet. Heute ist keiner dieser Tage, also müssen wir uns selbst versorgen.
Das Meer ist von uns nur durch eine Straße getrennt. Wir genießen den Ausblick, das Meer und den Sonnenuntergang.
Da auf der Halbinsel neue Straßen gebaut werden, kennt sich das Garmin nicht aus und wir fahren nach Gefühl. Wir kommen wieder auf das Festland und haben Bosnien erfolgreich umfahren.
Unaufhaltsam geht es auf die Grenze von Montenegro zu.
Mir (und nur mir) sinkt das Herz in die Hose, aber es läuft alles zügig. Wir geben keinen Hundepass ab und die Kleine ist ruhig und in ihrer Box unter dem Tisch nicht zu sehen.
Dieses Montenegro ist richtig schön und meine Vorbehalte wären geringer, hätte ich mich wegen der Einreise mit Hund nicht so verrückt gemacht. Aber die Ruhe muss ich noch lernen.
Da wir nicht auf dem kürzesten Weg (mit Fähre) fahren, sondern die Bucht umrunden, kommen wir nicht umhin, uns mit dem Fahrstil der Einheimischen zu befassen, ja, und wenn wir ehrlich sind, diesen Fahrstil auch ein wenig zu fürchten.
Man fährt vorwärts, rückwärts (und tief in meinem Innern bin ich fest überzeugt: auch seitwärts) ohne Benutzung so unsinniger Dinge wie Blinker (die rauben den Überraschungseffekt), es kommen Fahrzeuge rückwärts aus Einfahrten gesaust und reihen sich in den fließenden Verkehr, ohne auf eine Lücke zu warten. Die tut sich wie von Zauberhand automatisch auf. Beladene Kipp-Lkw überholen zu langsame Fahrzeuge wie zum Beispiel zügig fahrende Pkw auch gerne mal vor einer Kurve auf einer Bergstraße - wer weiß, was hinter der Kurve kommt, aber egal, wird schon gut gehen.
Wir fahren immer höher durch Bergdörfer auf immer enger werdenden Straßen und fühlen uns so falsch auf der Route, dass wir wenden.
Als die Straße wieder breit genug zum Halten ist, prüfen wir noch einmal die Einstellungen für die Navigation. Aha, kürzeste, aber nicht schnellste Verbindung.
Nun geht alles viel besser auf etwas breiteren Straßen, Autobahnen gibt es in Montenegro (noch) nicht. Wir steuern jedenfalls auf die Landesgrenze Montenegro/Albanien zu. Die Formalitäten verlaufen völlig unspektakulär.
Direkt hinter Grenze springen wir in einen Supermarkt, der das empfohlene Vodafone SIM-Karten-Paket verkauft (35 GB für 2.000 ALL, grob gerechnet 18 €).
Wir fahren an Shkodra vorbei direkt nach Velipoja und dort zum Camping Kalaj. Der Weg dorthin wird zunächst vom Asphalt verlassen und führt dann einigermaßen schlammig zum Campingplatz. Trotzdem ist dies die beste Entscheidung. Wir stehen eingeschlossen am Meer bzw. in der Lagune am Meer, direkt neben uns das Restaurant des Campingplatzbetreibers.
Wir kleiden uns menschenwürdig und gehen ins Restaurant. Wir erklären der netten Wirtin, dass wir Fisch möchten und alles weitere ihr überlassen. Wir bekommen zunächst eine kleine Platte mit geräucherten Sardinen und Knoblauch-Dip, danach gibt es gegrillten Fisch, Pommes, Salat und als Nachtisch einen Obstteller. Dazu probieren wir das albanische Bier. Besonders zu erwähnen ist das Olivenöl. So lecker schmeckt Öl selten. Geschmacksintensiv, ohne bitter zu werden – sehr geil. Die Wirtsleute nebst Sohn sind sehr, sehr nett, zuvorkommend, hilfsbereit und herzlich.
Wir sind rundum zufrieden - so haben wir uns das vorgestellt. Ohne Mücken wäre es noch besser!
Der Plan ist, zum Kepi i Rodonit zu fahren und zu schauen, ob die Aussicht so toll ist, wie beschrieben. Nur noch schnell Wasser auffüllen und los, denken wir. Doch erst werden wir zum Kaffeetrinken mit den Platzbetreibern „genötigt“. Der Mann spricht zwar kein Wort Englisch, aber die Wirtin spricht verständlich und wenn es einmal wirklich nicht weitergeht, werden die verschiedenen Übersetzungsprogramme auf den Handys bemüht. Nachdem wir uns ein gutes Stündchen verplaudert haben, machen wir uns auf den Weg.
Wir brauchen Bargeld. Der erste Geldautomat, den wir finden, ist so hoch angebracht, dass ich noch nicht einmal den Bildschirm sehe, okay, er ist auch komplett eingestaubt. Beim zweiten Bankautomaten sieht die Sache viel besser aus.
Nachdem wir Geld haben, fahren wir weiter. Es geht zügig voran, viel Verkehr, aber eine breite zweispurige Straße. Wir sehen überwiegend Mercedes, einige BMW und Audi, alles gar nicht mal so alte Fahrzeuge, meist gepflegt und sauber (nicht wie unser orangefarbenes Staubmobil). Okay, an jeder Ecke ist wenigstens ein Lavash (Autowäsche).
Was uns auffällt: An jeder möglichen und unmöglichen Stelle, sei es am Lavash, einer Tankstelle oder sonst einem Fleck, an dem man länger halten kann, steht auch ein kleiner Tisch mit Stühlen und es gibt Kaffee - immer und überall. Und ein unbesetzter Tisch ist eher die Ausnahme.
Es ist Samstagmittag, es steht ein langes Wochenende bevor (der 1. Mai ist auch hier Tag der Arbeit) und es ist das erste Wochenende nach dem Ramadan. Die albanische Bevölkerung ist unterwegs, ob alle an die Küste wollen, ist ungewiss. Was aber gewiss ist: Es sind zu viele Autos für die Straße. STAU!
Garmin hatte uns nicht warnen können, da wir, um Daten zu sparen, die Albanien-Karte heruntergeladen hatten, um offline navigieren zu können. Bist du offline, hast du keine Echtzeit-Informationen, so einfach ist das.
Vor uns gibt ein BMW seinen qualmenden Geist auf, die Jungs kommen wenigstens noch bis an den Straßenrand. Andere Fahrzeuge biegen von der Straße ab, um in Staubwolken zu verschwinden.
Sirenen, wohl ein Krankenwagen, niemand macht Platz - wo hätte man hin sollen? Irgendwie kommt der Krankenwagen doch durch.
Es beginnt zu regnen. Wir sehen ein Schild, links geht es nach Krujë. Alles besser als weiter im Stau zu stehen. Schnell recherchiert: In Krujë gibt es eine Burg (ganz oben), auf halbem Weg liegt das Camp Mali und ein Stück weiter bergauf gibt es auch noch das Camping Krujë, terrassiert angelegt mit sicherlich schönem Blick, wenn es nicht gerade schüttet. Wir entscheiden uns für das Camping Krujë.
Wir bleiben und stehen zwischen Olivenbäumen und Blumeninseln - passt.
Das Wetter ist wieder besser geworden. Wir wollen zum Kepi i Rodonit und nachdem wir gestern das Garmin zurückgesetzt haben, zeigt es sich kooperativer.
Zur Burg wollen wir nicht hochlaufen. Was heißt, wir wollen nicht? Ich kann schlicht und einfach nicht, da ich mich noch immer mit einem angerissenen Meniskus herumärgere und mich laut Doc achtsam auf ebenen Gründen bewegen soll.
Ja, und wieder Stau, aber nur kurz. Wir müssen, um zur richtigen Straße zu kommen, mitten durch einen Markt.
Wir verlassen die Hauptstraße irgendwann in Richtung Kap und machen das erste Mal mit dem Teil der Straßen Bekanntschaft, der nicht so gut ist. Kurvig, eng, Schlaglöcher. Die Aussicht vom Kap macht das aber locker wieder wett. Einfach nur schön.
Von weitem sehen wir eine stufenförmige Anlage. Beim Näherkommen stellen wir fest, dass es sich um einen recht neuen Campingplatz handelt. Wir mieten uns ein und bleiben für zwei Tage. Noch ist das Wetter schön, aber es soll eine Regenfront kommen und brauchen alles an Strom, was geht. Wir wissen nicht, ob und wann wir nachladen können.
Eine kurze Bemerkung zum Thema Müll, das ja immer wieder ausgiebig diskutiert wird. Ja, es liegt Müll herum, an abgelegenen Orten mehr, an touristischen Orten weniger. Und man ist eindeutig bemüht, das Thema in den Griff zu bekommen.
Wie wir später noch feststellen, ist es auch gar nicht so einfach für die Menschen hier, mit ihrem Müll klarzukommen.
Es stehen an den Straßen, je nach Größe der Ortschaft ein bis zwei Müllcontainer. Die Einwohner müssen ihre Mülltonnen dort hin schieben oder ziehen und dann den Inhalt in die Container von Hand umladen. Dass der eine oder andere dazu wenig Lust verspürt oder vielleicht auch körperlich nicht in der Lage, ist nachvollziehbar.
Wir probieren mit dem Gimbal herum, aber er streikt weiter. Jan probiert mit der Drohne herum und die funktioniert einwandfrei. Er ist nun Pilot.
Wir überlegen anhand unserer Wetter-Apps, wie es für uns weitergeht. Zwar möchten wir schon an der Küste bleiben, aber wollen wir das auch wirklich bei Regen?
Wir haben uns auf Orikum als nächstes Ziel geeinigt.
Zuvor waren wir in Durrës zum Einkaufen, haben uns aber sehr schnell verabschiedet. Das war uns zu laut, zu hektisch und viel zu viel Gewusel. Kaum sind wir aus der Stadt, geht uns besser, nicht aber dem Wetter. Es besteht darauf, jetzt seine Regenfront ausleben zu wollen. Was willst du machen? Hilft ja nix.
Wir finden einen Platz am Strand, wo wir frei stehen können. Der Strand gehört zu einem kleinen Hotel mit Restaurant. Dort erlaubt man uns gerne, dort zu stehen. Wir gehen dort zum Essen.
Es gibt die beste Muschelsuppe und auch Salat, Fischplatte und Calamari sind Lecker. Hier gibt es auch einen Obstteller als Nachtisch (ungefragt). Dazu zwei große Bier und wir sind glücklich.
Da Zoe im Foxi wartet, halten wir uns auch gar nicht lange auf und schauen, dass wir zurück kommen.
Nach einer relativ ruhigen Nacht brechen wir auf. Es regnet. Wir wollen etwas einkaufen und trotz des schlechten Wetters über den Llogara-Pass weiter in Richtung Süden. Wir können ja nicht an einem Fleck das Wetter aussitzen.
Die Fahrt über den Pass bietet atemberaubende Aussichten. Es gibt ab und zu Aussichtspunkte, wo man parken und fotografieren kann. An einem dieser Plätze haben sich Vater und Sohn mit Obst und Gemüse zum Verkauf niedergelassen. Weintrauben, so groß, dass es auch hätten kleine Pflaumen sein können. Für eine Schale knapp 5 €, aber hey, egal. Und ich schwöre, die waren jeden einzelnen Cent wert - supersüß und lecker.
Wir schauen auf Port Palermo und sind begeistert. Dieses Land ist wirklich traumhaft schön.
Bei Google Maps finden wir einen Stellplatz „Jungle Camp“, der ganz naturbelassen am Strand liegen soll. Der wird es sein, beschließen wir und stürzen uns in das Abenteuer.
Das Übliche: Weg von der Straße und in Richtung Strand und Hotels, oder mit anderen Worten: Weg von Asphalt und ebenen Straßen. Der Regen hat die Situation nicht verbessert und die Straßen verdienen diese Bezeichnung auch nicht mehr.
So ungern wir es zugeben, aber wir müssen aufgeben. Glücklicherweise ist Foxi kurz und wendig, sonst hätten wir ein richtiges Problem gehabt. Aber so lässt sich unser kleiner Camper, wenn auch vorsichtig, wenden und wir finden einen Platz am Straßenrand unter einer Laterne. Allein das Beobachten der vorbeifahrenden Fahrzeuge ist schon abenteuerlich. Gut, dass auch die Einheimischen hier etwas vorsichtiger zu Werke gehen.
Es wird Nacht, es regnet, die Fahrzeuge verschwinden und werden von durchziehenden Schaf- und Ziegenherden abgelöst. Schlussendlich kommt eine Gruppe Esel, die für Ordnung sorgt. Zoe kommt aus dem Empörtsein gar nicht mehr heraus. Jalousien runter und Ruhe ist. Der Sonnenuntergang entschädigt uns für den Tag und am nächsten Morgen sieht die Welt auch wieder viel freundlicher aus.
Zunächst führt unser Weg nach Sarandë.
Auch hier verschlägt einem die Landschaft während der Fahrt den Atem. Dieses Land ist so schön und abwechslungsreich.
Sarandë ist eine nette Hafenstadt, die erste Stadt, die uns trotz baulicher Fehlleistungen gefällt.
Die Hafenpromenade ist sehr touristisch und demzufolge sehr sauber. Es stehen Mülleimer und Sammelbehälter für Plastikmüll herum, überall wird gekehrt, gegärtnert und Unkraut gezupft.
Wir treffen auf einen Fischer, der uns Garnelen verkaufen will. Die sehen richtig gut aus, so versichern wir mit Händen und Füßen, dass wir auf dem Rückweg wiederkommen und kaufen werden.
Wir bestaunen Strelitzien und Bougainvilleas, Statuen aus Marmor oder Granit - aus Stein halt, Katamarane und Piratenschiffe. Ein Mann will uns zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten fahren. Er spricht einigermaßen deutsch und lässt von uns ab, als wir ihm erklären, wir seien mit dem eigenen Camper unterwegs.
Wir kehren um, kaufen wie versprochen Garnelen (1,5 kg für 3.000 Lek) und schauen, dass wir zum Camper kommen, um unsere Beute im Kühlschrank zu verstauen. Zoe ist ganz aufgeregt, weil sie auch Garnelen bekommen wird. Übrigens geht sie bei den Besuchen in Orten und Städten sehr brav an der Leine. Keine Spur vom Wildfang von daheim.
Wir wollen unser Glück in Ksamil versuchen, es ist DER Badeort in Albanien schlechthin und das lässt uns hoffen, einen Platz mit Strom zu ergattern.
Wir sehen ein Hinweisschild auf einen CP. Erst wollen wir weiterfahren, aber ein junger Mann springt auf uns zu und leiert herunter, was es alles am Platz gibt. Wir sind ungläubig, denn alles, was wir sehen ist eine Baustelle. Jan lässt sich den Platz zeigen. Nee, sagt er, dahinten ist alles fein. Gut, dann bleiben wir.
Auch auf dem Weg hierher haben wir festgestellt, dass entlang der Küste überall gebaut wird. Plätze zum Freistehen gibt es nicht mehr bzw. es gibt nur noch wenige, und von den wenigen sind die meisten nur mit Allrad-Fahrzeugen zu erreichen. Schade, wir hatten uns diesbezüglich mehr erhofft.
Wir bleiben sogar zwei Nächte. Einfach mal etwas erholen und so tun, als habe man Urlaub - völlig verrückt - ich weiß, aber so sind wir nun einmal.
Auch für Zoe ist es schön, mal einen Tag lang nicht in der Box sitzen zu müssen. Unsere Hoffnungen, frei am Strand zu stehen und sie einfach einmal sausen zu lassen, werden sicher nicht erfüllt. Wir müssen schauen, dass wir es für die Kleine möglichst erträglich halten.
Vor uns das Meer - hinter uns eine Baustelle.
Heute sind wir gleich in aller Frühe aufgebrochen, nur Zoe war Gassi. Gefrühstückt wird dann in Butrint. Wir wollen recht früh dort sein, um vor den Horden aus den Reisebussen noch in Ruhe alles besichtigen zu können.
Auch hier wieder: Die Landschaft unterwegs lässt einen immer wieder anhalten und fotografieren.
In Butrint angekommen, fahren wir direkt bis zum Eingang und werden dort von einem freundlichen Mann in Uniform eingewiesen. Wir stehen mit dem Heck zum Wasser und sehen auf den Eingang zum Nationalpark. Wir bereiten unser Frühstück vor und versorgen Zoe, als plötzlich laut und heftig an unsere Schiebetür geschlagen wird. Zoe wird zum Wolf und gebärdet sich erfurchtsgebietend. Sie knurrt und kläfft und lässt sich kaum bändigen.
Ein anderer Uniformierter erklärt uns, wir hätten hier sofort zu verschwinden und uns auf den Busparkplatz ein paar hundert Meter zurück niederzulassen.
Das hätte man auch freundlicher sagen können, aber gut, wir verzupfen uns. Geparkt, gefrühstückt und losgetappelt. Wir haben von der ersten Sekunde an einen Begleithund, ähnlich einem Retriever, der Zoe den Hof macht. Die Gnädigste lässt das gelassen über sich ergehen. Es ist schon erstaunlich, wie resolut die kleine Maus sein kann.
Der Eintritt kostet 1.000 Lek pro Person, der Hund kostet nichts. Im Park erfahren wir, dass unser Begleithund Chappi heisst.
Der Park ist übersichtlich und vor allem sehr sauber. Nach einer Weile treffen wir auf einen weiteren Hund, und schwupps ist Zoe wieder solo.
Der Weg durch den Nationalpark führt durch kleine Wäldchen und ist angenehm schattig. Wir gehen sogar bis hoch zur Burg, etwas, das ich morgen bereuen werde.
Jan starrt verträumt auf den See und zählt schon die Forellen (die aber glücklicherweise alle überleben werden).
Wir begeben uns zum Foxi und mit ihm zurück zu dem Parkplatz, auf dem wir heute morgen schon standen. Dieses Mal wollen wir aber übersetzen. Die Benutzung der Ponton-Fähre, die uns die ca. 50 m überbrücken lässt, kostet erstaunliche 1.400 Lek (ca. 12,50 €). Kein schlechter Preis.
Wir fahren nach Bistricë, kaufen etwas ein und übernachten dort, damit wir aller Frühe weiter zum Blue Eye fahren können. Auch hier wieder die Überlegung, je früher desto besser. Soweit der Plan.
Jetzt das, was wirklich passiert: Der Supermarkt gibt wenig her, noch nicht einmal Fleisch für Zoe können wir kaufen. Also nix Bistricë, sondern wieder nach Sarandë, wo es am Ortsrand einen größeren Supermarkt gibt, der alles hat, was wir so brauchen.
Wir sind nur einen Steinwurf vom Lekursi Castle entfernt, also besichtigen wir das auch, denken wir uns.
Wir fahren die schmale Straße hoch und kommen an insgesamt drei Parkplätzen vorbei, von denen jeder eine andere wunderschöne Aussicht bietet. Hier werden wir übernachten - das steht sofort fest.
Zunächst besuchen wir die Burg, die jetzt ein Restaurant ist.
Die Burg bietet ein wunderbares 360°-Panorama. Zur einen Seite schaut man ins Land bis zum Gebirge, die andere Seite geht hinaus aufs Meer.
Von unserem Stellplatz aus, wir stehen ganz oben, haben wir wirklich einen wunderbaren Blick. Auf der Burg bzw. im Restaurant ist noch nicht viel los. Gelegentlich kommt ein kleiner Bus, ein paar Einheimische kommen zum Essen und gehen dann wieder.
Ein alter Mann zieht mit seiner Ziegenherde vorbei, es ist ruhig und wunderschön. Das einzige, was das Paradies stört, ist in diesem Fall der Müll, der hier im wahrsten Sinne zu Hauf herumliegt. Viel Mensch, viel Müll, sagt ein altes Sprichwort. Vielleicht ist das Sprichwort aber auch neu und von mir.
Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns auf den Weg.
Der Weg soll uns zum Blue Eye führen, das hatten wir ja gestern verschoben. Wir überlegen, uns ein Glas Honig zu kaufen. Überall sehen wir Bienenstöcke stehen. Beim nächsten Stand halten wir.
Der Stand befindet sich ganz idyllisch neben einem klitzekleinen dünnen Wasserfall, ein kleines Sonnenschirmchen ist aufgespannt, auf dem Tisch stehen verschiedene Gläser mit Honig.
Ich darf probieren und der Honig schmeckt richtig gut und amroatisch. Also möchte ich ein Glas kaufen, es ist so ein 750 g-Glas. Die Dame ruft todernst einen Preis von 1.500 Lek auf, also ca. 14 €. Ich bin viel zu überrumpelt, um mich zu wehren und wandere mit meiner Beute, die ich behutsam im Arm halte, zurück zu Foxi.
Ich kann mich über den Preis gar nicht beruhigen. Jan ist auch überrascht, allerdings vor allem, weil ich nicht einmal versucht habe zu handeln. Ehrlich gesagt, bin ich gar nicht auf die Idee gekommen. Ganz ehrlich, ich gönne den Leuten ihren Verdienst. Aber das war schon etwas heftig.
Wir setzen unseren Weg zum Blue Eye fort, kurz nach dem Honig-Kauf kommt der Abzweig. Diese Straße führt allerdings auf einen großen Parkplatz, der stundenweise bezahlt werden soll. Wir erbitten uns eine Gedenkminute. Vom Parkplatz sind es noch einmal gut 2 km zu Fuß. Eigentlich eine angenehme Entfernung, aber wir wissen nicht, wie die Straße verläuft, ob eben, bergauf, bergab … Mein Meniskus mahnt, lass das sein. Wir sind gehorsam und lassen es. Butrint war gestern schon genug.
Vielleicht beim nächsten Mal.
Also kein Blue Eye. Statt dessen fahren wir nach Gjirokaster. Es ist richtig heiß, selbst Zoe hat zu nichts Lust.Wir halten unterwegs an einem Bach, Jan und Zoe gehen die Füße ins Wasser halten.
Wir haben im Internet einen Campingplatz gefunden, der auch eine Waschmaschine hat. Wäschewaschen ist etwas Feines, da wollen wir hin.
Wie überall, kommt man uns entgegen und spult den Text ab, was wie viel kostet und was alles geboten wird. Eigentlich eine schöne Sache, man weiß, woran man ist.
Beim Wäschewaschen müssen die Wäschekörbe anstehen. Unserer wird irgendwann gegen 22.00 Uhr an der Reihe sein. Wir haben Glück, irgend jemand verpasst seinen Termin und Jan nutzt die Gunst der Stunde und drängelt sich vor.
Wir verabreden mit den Betreibern, dass wir morgen in der Früh zur Altstadt gefahren werden und Foxi bis zu unserer Rückkehr auf dem Platz stehen bleiben darf.
Gesagt, getan. So hat auch unsere Wäsche mehr Zeit zum Trocknen. Die Altstadt von Gjirokaster ist glücklicherweise noch recht leer. Die Auslagen werden aus den Geschäften erst heraus geräumt. Wir genießen das Treiben, stellen uns mit Schaudern vor, wie es wohl zwei Stunden später zugehen wird, wenn hier busseweise Touristen herumstapfen. Wir trinken Kaffee, kaufen eine neue Telefonkarte und lassen uns wieder abholen. Gjirokaster ist eine wunderschöne alte Stadt.
Die steilen Straßen in Gjirokaster haben mir nicht gut getan. So bin ich dankbar, dass ich ganz still auf dem Beifahrersitz sitzen und fotografieren darf. Wir wollen weiter ins Landesinnere und zu den Thermalquellen in Benjës.
Wir fahren an der Vjosa entlang, die mit völlig unwirklichen Farben aufwartet und deren Verlauf an der Straße entlang für Abwechslung sorgt und passieren Përmet und Petran. Kurz hinter Petran steht ein kleines unscheinbares Schild, das den Weg weist. Wir verlassen wieder einmal den Asphalt und hoppeln den Quellen entgegen.
Man hat einen großen Stellplatz angelegt. Es gibt Toilettenhäuschen, eine Bar und ein Stückchen weiter in Restaurant. Wir haben mal wieder einen wunderschönen Ausblick.
Wer also auf Strom, Ent- und Versorgung etc. angewiesen ist, wird nicht lange bleiben. Da es es heiß und sonnig ist, haben wir gute Karten.
Von Anfang an steht fest, dass wir wenigstens zwei Tage bleiben wollen. Wir richten uns ein und Jan stürzt sich begeistert ins Thermalbecken. Ich würde eigentlich auch gerne, aber der Weg dorthin führt über eine alte osmanische Brücke (Ura e Katiut) und dahinter über viele Steine, die einigermaßen glatt, feucht und rutschig sind, recht steil hinunter. Die Gefahr, mit meinem mangelnden Gleichgewichtssinn und dem lädierten Knie wegzurutschen, ist zu groß. Zähneknirschend verzichte ich.
Und jetzt: Auftritt Opini Family. Klingt wie ein Zirkus, ist auch ähnlich. Es erscheint ein Expeditionsmobil, ehemals wohl ein Armee-MAN mit Aufbauten und riesiger LED-Lichtanlage. Wow, was für ein Auftritt! Dat Dingen röhrt, stinkt und lärmt wie nix Gutes, ist aber unschlagbar cool.
Eine französische Familie ist auf Welttour. Papa, Mama und drei Kinder, die mit diesem Teil unterwegs sind. Bei Tik-Tok und Instagram kann man sie verfolgen.
Am Dienstag kraxele ich mit. Es geht ganz gut. Die Aussicht ist herrlich. Wir kehren allerdings so rechtzeitig um, dass ich nichts bereuen muss.
Zurück bei Foxi muss ich ja auch noch arbeiten, was ich immer wieder mal für eine halbe Stunde oder Stunde mache.
Es fängt an zu regnen. Jan holt Essen aus dem Restaurant, es gibt regionalen Bohnentopf mit frischem Brot und selbstgekeltertem Wein - saulecker.
Heutiges Ziel: Osum-Canyon.
Jan springt noch einmal in die Thermalquelle - ganz früh, er hat das Becken für sich, wir räumen ein und sind startklar.
Nach ca. einer Stunde kommen wir lt. Karte an den letzten Ort, bevor es über Nebenstraßen(!) zum Canyon geht. Die Einheimischen wollen uns stoppen und versuchen zu verhindern, dass wir weiterfahren. Wir hören dann auch einmal zu und verstehen das Problem: Die Straße zum Canyon sei nach dem Regen beschädigt, gesperrt und nicht befahrbar. Drei gute Gründe um umzudenken.
Wir können auf unserer Rückfahrt noch verhindern, dass andere Camper umsonst weiterfahren. Wir verhalten uns schon wie Einheimische - stoppen mitten auf der Straße, um uns mit den Entgegenkommenden auszutauschen.
Jans Wahl fällt auf Korçë. Der Weg dorthin verläuft kurvig durch die Berge und man hat bestimmt eine tolle Aussicht. Aber es fängt an zu regnen.
Ja, die Straße verläuft seeehr kurvig, windet sich Berge hinauf, wird schmaler, am Rand ist immer wieder mal der Asphalt weggebrochen, bis er zwischendurch auch mal ganz verschwindet, wiederkommt, ein Teil ist reine Schotterstrecke, vorbei an Baufahrzeugen. Mehr oder weniger begleitet werden wir von einem Schweizer Bissmobil, das auch in Benjës stand. Wir überholen uns nach Pausen, Fotostopps etc. immer wieder gegenseitig. Plötzlich kommen uns mehrere (viele!) Senioren auf Fahrrädern entgegen. What? Jetzt und hier? Ja, wirklich. Des Rätsels Lösung: Weiter oben sehen wir einen Van mit Hänger, auf dem sich Räder befinden. Man setzt die Senioren oben in den Bergen aus, gibt ihnen ein Rad und wünscht (hoffentlich) alles Gute.
Die Straße wird besser, wir kommen zurück in die Zivilisation. Der Ort heißt Ersëke und ist sehr hübsch. Es gibt einen kleinen Supermarkt und eine Furre Bukë (Bäckerei), wo wir uns mit dem Nötigsten versorgen können. Dann greifen wir den Rest der Strecke an und fahren in Korçë einen Stellplatz an, von dem es heißt, er sei bei einem Hotel gelegen in der Stadt. Ja, stimmt. Es ist eine kleine Kiesgrube, an drei Seiten hohe Wände und davor eine winzige Straße, so winzig, dass wir selbst mit unserem schmalen und kurzen Auto sehr vorsichtig fahren müssen. Jan steigt mehrfach aus und kontrolliert, ob wir unter Balkonen hindurch passen. Es geht - und wir sind wieder auf dem Boulevard. Wir beschließen auf den Stellplatz Dorcas zu fahren. Dort steht man auf einem mit Tor verschlossenen und Wachmann bewachten Hof und kann die Bäder, Waschmaschinen und Annehmlichkeiten des Hauses benutzen. Das Ganze gehört wohl zu einigen NGOs, so dass mit der Stellplatzgebühr sogar noch etwas Sinnvolles geschieht.
Um 05.00 Uhr früh ist Schichtwechsel, sagt Zoe. Der neue Wachmann war zu nah ans Foxi gekommen.
Wir wollen an den Ohridsee fahren, müssen aber zuvor richtig einkaufen und denken uns, dass wir hierfür in einer größeren Stadt besser aufgehoben sind. Stimmt, wir bezahlen eine Parkgebühr von 50 Lek und haben nun einen Stunde Zeit für unsere Einkäufe. Direkt gegenüber gibt es einen Fleischer, der eine erfreulich große Auswahl anbietet. Des Metzgers Sohn war vor zwei Wochen in München, so tauschen wir uns aus und kaufen ganz nebenbei wirklich gutes Rindfleisch (natürlich nach Landesart weit über ein Kilo), das eigentlich eher selten zu bekommen ist.
Um die Ecke ist dann ein Big Market, der Name ist Programm und ich verschwinde im Inneren. Mann und Hund lustwandeln die Gasse entlang und harren der Dinge, die da kommen (oder auch nicht). Ich brauche ewig. An der Feinkosttheke (ja, mit mitteleuropäischen Spezialitäten) muss ich auf Veranlassung der Angestellten fast jedes Produkt probieren, kaufe ein und komme pappsatt wieder zur Familie zurück.
Nun sind wir versorgt und haben insbesondere auch wieder genug Fleisch (sogar mit Knochen) für Zoe.
Wir fahren völlig unspektakulär zum Campingplatz am Ohridsee. Dort stehen wir wieder einmal erste Reihe zum See mit Blick auf die gegenüberliegenden und zu Nord-Mazedonien gehörenden Berge. Es regnet.
Die Betreiber nehmen uns herzlich in Empfang und berichten auch gleich, dass die Mahlzeiten aus dem Restaurant bei schlechtem Wetter im Camper serviert werden.
Das macht Sinn und wir bestellen 2 Forellen mit Pommes.
Jan geht angeln, ich erledige meine Arbeit. Das Wetter soll besser werden und wir werden zwei Tage bleiben.
Zum See ein paar Fakten aus Wikipedia, Stand 15.05.2023:
„Der Ohridsee, dessen Einzugsgebiet 1414 Quadratkilometer groß ist, hat keinen wesentlichen Zufluss; er wird durch zahlreiche Quellbäche gespeist. Die wichtigste Quelle liegt beim Kloster Sveti Naum. Dort tritt Wasser hervor, das unterirdisch aus dem 200 m höher und südöstlich vom Ohridsee gelegenen Prespasee zufließt. Ob diese Verbindung immer noch besteht bzw. wann und wie lange sie bestanden hat, ist nicht sicher. Möglich ist, dass diese Verbindung temporärer Natur ist und durch geologische Prozesse im Karstgestein zwischen beiden Seen geöffnet und getrennt wird. Auf der albanischen Seite liegt eine wichtige Quelle im Park von Drillon nahe dem Ort Tushemisht. Eine weitere, unterirdische Quelle bei Tushemisht wird für die Wasserversorgung von Pogradec genutzt.
Entwässert wird der See bei Struga durch den Fluss Schwarzer Drin zur Adria hin. Der Abfluss wird mit einem Nadelwehr reguliert.
Der Ohridsee zählt zu den ältesten Seen der Welt. Er ist der älteste bekannte noch existierende See Europas. Sein Alter wurde früher auf zwei bis fünf Millionen Jahre geschätzt; das Vorkommen endemischer Arten (siehe unten) ließ auf eine Entstehung im Pleistozän oder noch davor schließen. Molekularbiologische Untersuchungen, deren Ergebnisse 2021 veröffentlicht wurden, belegen inzwischen ein Alter von 1,36 Millionen Jahren. Der See entstand durch einen Grabenbruch. Die auch heute auftretenden tektonischen Aktivitäten bedingen wahrscheinlich auch die Existenz eines etwa 100 Meter hohen subaquatischen Berges.“
Morgen geht es weiter nach Elbasan. Aber da das Wetter schön und sonnig ist, nutzen wir die Gelegenheit und setzen uns wirklich einmal vor den Camper und genießen den Urlaub.
Aber am Nachmittag zieht der Himmel wieder zu und es braucht nicht lange, bis es wieder regnet.
Auch die Albaner sind am Jammern, wie schlecht dieser Mai sei, im letzten Jahr habe es gerade mal vier Tage geregnet.
Wir wollen doch nicht nach Elbasan. Das Wetter ist einfach nur schlecht, und bei diesem schlechten Wetter durch die Straßen einer Stadt laufen, wollen wir auch nicht. Deshalb wollen wir lieber in Richtung Peshkopia. Der kürzeste Weg führt durch Nord-Mazedonien. Die Einreisebestimmungen sind einfach und so fahren wir los. Landschaftlich ist es (natürlich) sehr ähnlich, die Straßen geringfügig besser, das Müllproblem sehr viel größer. Aber wir wollen uns das Land bei einem der nächsten Urlaube auf jeden Fall genauer ansehen.
Zurück in Albanien - die Grenzkontrollen sind nicht erwähnenswert - fahren wir in Richtung Peshkopia weiter und wollen zum Camping Hoxha. Lt. Google ist es dort naturbelassen und die Betreiber kochen regional. Klingt gut.
Die Straßen sind wieder löchrig und selbst Einheimische fahren vorsichtiger. Dann geht ein kleiner Schotterweg spitzwinklig von der Straße ab - dort sollen wir lang. Uns kommt ein Mann in Begleitung zweier Kühe entgegen. Wir überlegen kurz, ob wir alle aneinander vorbei passen. Wir fragen den Mann nach dem Camping. Er hat riesengroße Fragezeichen in den Augen und echot: Camping. Hm, naja, schauen wir mal selbst.
Wir kommen an eine Furt, dahinter eine nasse Wiese und eine verlassene Baustelle. Keine Menschen.
Also wenden wir und fahren den Weg wieder hoch zur Straße. Ein paar hundert Meter zurück hatten wir eine Bar gesehen, die auf ihrem Namensschild auch den Hinweis „Camping“ stehen hatte. Dorthin wollen wir nun.
Wir fragen nach, ja, gerne, wir dürfen in den Hof fahren. Dort stehen wir zwischen den Hühnern und fühlen uns ganz wohl.
Wir haben gut geschlafen. Aber es hat geregnet, immer weiter geregnet.
Morgens gehen wir in die Bar zum Kaffeetrinken, weil wir noch einmal nachfragen wollen, ob wir wirklich haben umsonst stehen dürfen. Der junge Betreiber spricht nicht gut englisch und ist auf Übersetzer angewiesen - wie schon gestern Abend. Ja, es bleibt dabei, wir zahlen nichts. Ein Mann gesellt sich zu uns und stellt sich vor. Er sei der Inhaber des Campingplatzes, den wir eigentlich hätten aufsuchen wollen. Er entschuldigt sich und erklärt uns, dass der Aufbau zunächst durch Corona und dann durch einen Mangel an Material und Arbeitskräften nicht fortgeführt werden konnte. Es tue ihm leid und er würde mit Freude unseren Kaffee zahlen.
Wir werden heute weiter in Richtung Kukës fahren. Es geht wieder durch die Berge, wir sollen auch am höchsten Berg Albaniens, dem Korab (2.764 m), vorbei kommen. Der Berg gehört, genau wie der Ohridsee, auch zu einem Teil nach Nord-Mazedonien.
Alles wie gehabt: Enge Serpentinen, die sich bergauf, bergab winden, schmale Straßen, aber erfreulich konstanter Untergrund. Und es regnet. Und es ist trotzdem wunderschön. Wir gehen in Kukës einkaufen und fahren dann nach Krumë. Dort kann man Gasflaschen auffüllen lassen. Schimpf uns feige, aber wir haben keine Ahnung, wie kalt es nachts in den Bergen wird.
Es gibt eine Straße in Richtung Valbona-Tal, allerdings eine Nebenstraße. Mittlerweile haben wir ziemlich genau vor Augen, was dieses unschuldige Wort meint. Also lieber den längeren Weg, dafür bessere Straßen. Wir fahren zurück nach Kukës, von dort kurz auf eine Schnellstraße und dann wieder kleine Bergstraße (eine Hauptstraße).
Wir sehen einen kleinen Platz am Wald. Hier wollen wir bleiben, hilflos den Schakalen, Wölfen und Bären ausgeliefert, aber mit Vollausschlag fürs Internet.
Das Wetter will einfach nicht besser werden. Wir machen uns auf den Weg zum Rilindja.
Wir fahren durch Wolken, zwischendrin haben wir Aussicht, die jedes Mal aufs Neue überwältigt
Wir passieren Bajram Curri, das ist so ziemlich der letzte belebte Fleck, bevor es in die Albanischen Alpen und zum Rilindja geht. Wir verzehren zu Füßen der Statue von Bajram Curri (so der Namen des Herrn) Spinatteilchen.
Der Herr Curri war ein kosovarischer Freiheitskämpfer, der es bevorzugt hat, sich ganz in der Nähe das Leben zu nehmen, anstatt in Gefangenschaft zu gehen.
In diesem Ort ist alles zum Kosovo ausgerichtet, die Familien leben eng beiderseits der Grenze. Und die Grenze ist nicht weit. Wir kommen dann doch noch am Rilindja an. Wir ahnen es bereits, es wird nicht das, was wir erhofft hatten.
Wir haben uns darauf gefreut, die kleine Furt zu durchqueren und dann ganz idyllisch am Bach zu stehen und über den schmalen Steg zum Restaurant zu balancieren.
Wo einst die Furt war, tobt jetzt ein reißender Bach, fast schon ein Flüsschen, der eine Durchfahrt unmöglich macht, jedenfalls für unseren Foxi, der Nichtschwimmer ist.
Es sind wohl mehrere Menschen von falschen Voraussetzungen ausgegangen, so ergibt es sich, dass der Stellplatz vor dem Restaurant rappelvoll ist. Aber weil wir kurz und wendig sind, können wir bis nach ganz hinten fahren und stehen trotz allem an dem Bach.
Das Essen im Restaurant ist gut - es gibt wirklich Lamm, traditionell zubereitet.
Aber den Plan, länger zu bleiben und zu wandern, geben wir auf. Nicht bei diesem Wetter. Das findet Zoe übrigens auch.
Die Nacht ist erstaunlich ruhig, wenn man bedenkt, wie nah am Bach wir stehen. Aber der Regen, er trommelt aufs Dach. Es reicht langsam.
Heute wollen wir eigentlich weiter nach Theth, aber die Wetter-App sagt, nein, tut es nicht. Regen und 8°C. Wir fügen uns der Wetter-App. Sie sagt auch, an der Küste würde das Wetter schön werden. Gut, dann halt zurück an die Küste. Aber wie? Fahren oder Fähre? Klingt ähnlich, der Unterschied ist aber gewaltig.
Was kostet die Fähre? Das berechnet sich nach der Fläche in Quadratmeter, die das Fahrzeug auf der Fähre einnimmt. Also 98,60 €, okay. Abfahrt ist 13.00 Uhr in Fierzë, das ist machbar. Online gebucht und los.
Die Straße bis Bajram ist wieder fest im Besitz von Vierbeinern. Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen, wir durchqueren einige Herden.
Die riesige Staudammmauer hat uns auf der Hinfahrt schon beeindruckt. Man mag sich die Gewalt des gestauten Wassers gar nicht vorstellen.
Nachdem wir erst am falschen Hafen halten, platzieren wir uns dann eine gute Stunde vor Abfahrt am Hafen der Fähren von Berisha.
Jan und Zoe gehen etwas spazieren (die Sonne scheint), kommen dann aber schnell in Begleitung eines Holländers zurück. Der Mann, er stellt sich als Alexander vor, hat ein Problem. Er und seine Frau würden auch gerne mit ihrem Wohnmobil und den zwei Hunden auf die Fähre, aber sie können die Fähre nicht zahlen. Buchen kann man nur online und bezahlen eben auch. Die beiden haben keine Kreditkarten (jedenfalls nicht auf Reisen bei sich) und kein Paypal-Konto. Was er hatte, war Bargeld, das habe er aber an der Tankstelle für Diesel ausgegeben. Vielleicht könnten wir ja die Kosten verauslagen? Er würde per Sofortüberweisung den Betrag erstatten. Erst das Geld, dann die Buchung. Einverstanden, wir sind einig. Derweil wir uns noch freuen, ist das Geld von ihm auch schon eingegangen.
Er bekommt mein Handy mit der Buchungsseite und kann seine Daten und Maße eintippen. Danach veranlasse ich dann die Bezahlung via Paypal. Fein, nun können die Holländer auch mit. Sie freuen sich und wir bekommen ein Stück handgemachter Seife geschenkt. Die Frau hat einen kleinen Seifenshop.
Dann kommt ein junger Mann und verlangt 400 Lek Tax. Echt jetzt? Steuer? Nee, zahlen wir nicht. Doch, müssen wir, hat auch nichts mit der Fähre zu tun. Ja, dann schon gleich gar nicht. Doch ,müssen wir. Nee. Er verschwindet, wir wähnen uns als Sieger. Doch er kommt wieder. Triumphierend schwenkt er einen Kassenzettel. Er wollte gar keine Tax, sondern schlicht eine Parkgebühr. Die soll er haben.
Egal, die Fähre kommt, wir fahren drauf, suchen uns einen Sitzplatz auf dem Oberdeck in der Sonne und um 12.59 Uhr legt die Fähre ab. Wow, das ist pünktlich.
Zoe legt sich ruhig und entspannt hin, ihre erste Fahrt mit so einem großen Schiff.
Die Fahrt ist traumhaft, die Sonne scheint, aber es ist windig, weshalb bald viele Passagiere nach unten gehen und das Oberdeck relativ ruhig wird.
Die Fahrt mit der Fähre ist jeden Cent wert. Die Natur ist wunderschön. Wir legen mehrfach an, um einige Wanderer abzusetzen und andere aufzunehmen. Und scheinbar wird die Fähre auch von Pendlern genutzt, die an einem kleinen Platz zwischen ein paar Bäumen an Land gehen und im Unterholz verschwinden.
Wir legen pünktlich in Koman an, das ist allerdings richtig chaotisch. Die Rampe vom Schiff herunter liegt auf einer Betonrampe auf, auf der ein Lkw nur dann fahren kann, wenn ihm jemand sagt, wie er lenken muss, um nicht von der Rampe zu rutschen. Dann geht es sofort in einen Tunnel, durch den Fußgänger und Fahrzeuge gleichermaßen unterwegs sind. Wir haben Glück und es kommt uns kein Fahrzeug entgegen.
Nach dem Tunnel gibt es einen Parkplatz und wir schauen, wie und wohin es weiter geht.
Das Gardenland Resort in Barballush soll es werden. Aber zunächst müssen wir wieder Bergstraßen fahren, am Drin entlang, fürchterliche Schlaglöcher, fantastische Landschaft. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch Vau-Deja, eine sehr hübsche Stadt, wo wir noch einkaufen. Auch hier sind die Leute wieder sehr hilfsbereit. Jan sucht Quark und hat das albanische Wort auf dem Handy. Nun scheint Quark aber nicht überall das gleich zu heißen (siehe Quark und Topfen), so wird ein weiterer Mensch zu Hilfe geholt, es wird noch einmal gegoogelt, ein anderer Begriff wird gefunden. Jan fühlt sich an die Hand genommen und in einen Laden geschoben, wo mittlerweile drei Leute dafür sorgen, dass er zu seinem Quark kommt. Alle freuen sich, als er sich freut.
Kurz darauf sind wir im Gardenland Resort. Wir fahren durch eine vornehme Einfahrt und halten zunächst neben einer Voliere, in der unzählige Tauben gurren. Ein Täuberich begleitet uns über blitzblankem Boden zur Rezeption (unter Zurücklassung eines Taubenschisses). Dort bezahlen wir unser Entgelt, wir dürfen den Pool und die Hotelanlagen mitbenutzen.
Zum Campingplatz müssen wir durch ein weiteres (bewachtes) Tor, unser Zahlungsbeleg wird geprüft und dann dürfen wir uns einen Platz suchen. Außer uns hat es nur einen VW-Bus aus Recklinghausen dorthin verschlagen. Jeder Platz hat Strom und ein eigene Frischwasserversorgung.
Wir verbringen eine sehr ruhige Nacht, nur ein paar Hühner laufen herum.
Die Wetter-App bestätigt weiter, dass an der Küste das Wetter schön ist. Wir planen nun folgendes:
Ein paar Tage Strand und Sonne, dann Patok-Lagune mit Stelzenrestaurants, Mrizi i Zanave zum Einkaufen und dann gemütlich durch Kroatien nach Hause, eventuell noch etwas Aufenthalt in Kroatien am Meer.
Klingt nach einem Plan und Zoe hat dann auch mehr Bewegung.
Und auch hier wird es wieder ein Campingplatz - ich schätze, wir müssen noch viel lernen. Aber auf der anderen Seite hatten wir wettermäßig viel Pech und waren nicht so autark, wie wir es uns gewünscht hätten.
Am Sunset Camping Resort stehen wir jetzt endlich einmal direkt am Strand, wir haben Sonne, das Meer und einen fröhlichen kleinen Hund, der mit Begeisterung Krebse jagt.
Ich habe einen Mann, der quietschvergnügt im Wasser planscht und wir haben mich, die sich freut, stabiles Internet zu haben und arbeiten zu können. Und ich freue mich, am Strand spazieren zu können - das geht wirklich gut.
Unsere erste Einschätzung geht dahin, drei Tage bleiben zu wollen, mal schauen, ob es dabei bleibt. Das Restaurant scheint auch nicht so schlecht zu sein, wir werden auch das noch herausfinden. Abends drauf: Restaurant getestet und wir sind begeistert.
Wir schauen morgens den Fischern zu, wie sie den Fang hereinbringen. Die beiden gehören zum Campingplatz und das, was früh im Netz ist, liegt bei uns dann auf dem Teller.
Das Wetter ist nach wie vor schön. Wir entspannen.
Patok ist zwar ganz schön, aber auch sehr vermüllt. Dass das nur an den ganzen Baustellen liegt, wagen wir zu bezweifeln. Es scheint auch viel Plastik angetrieben worden zu sein.
Aber es kommt, wie es kommen muss. Der Himmel zieht zu und es scheint ein Regengebiet heranzuziehen. Kinder, was können wir Glück mit dem Wetter haben.
Aber wir werden nur von ein paar Tropfen getroffen, der größte Teil zieht vorbei.
Und so können wir frohen Mutes zum Restaurant stapfen. Wir entscheiden uns für das Bella Vita und könnten keine größere Fehlentscheidung treffen.
Der junge Mann, der unser Kellner sein soll, hat nur mäßiges Interesse an neuen Gästen. Jede Bestellung quittiert er mit einem argwöhnischen Blick und fragt immer wieder nach, ob wir das auch wirklich wollen.
Himmel, machen wir etwas falsch? Wir haben jeder eine Vorspeise bestellt, danach Fisch, einmal mit Pommes und einmal mit Risotto, dazu zwei Bier. Wir werden betrachtet, als ob wir etwas schrecklich Anstößiges verlangt hätten. Immerhin bekommen wir Wasser für Zoe.
Das Essen wird serviert, um es freundlich zu formulieren. Der junge Mann empfindet es ganz offensichtlich als Zumutung, immer von der Küche bis zur Hütte laufen zu müssen.
Suppe fertig, Fisch kommt, Pommes auch, Risotto nicht. Auch kein Hinweis, ob und wann. Also essen wir. Unsere Hütte wird nicht mehr beachtet, also gehen wir ins Haupthaus. Jan bezahlt. Irgend jemand ruft in die oder aus der Küche etwas, was sich wie Risotto anhört, egal. Wir haben es nicht bekommen, nicht gegessen und somit folgerichtig auch nicht bezahlt.
Wir verbringen eine ruhige Nacht.
Bevor wir uns auf den Weg ins Mrizi i Zanave machen, halten wir an der Lagune, wo sie noch ursprünglich ist.
Der heißeste Tag des Urlaubs: 31°C!
Wir fahren zum Mrizi i Zanave. Das legendäre Haupthaus sieht man schon von weitem . Wir werden auf einen der Stellplätze unter der Pergola gewinkt.
Ich habe es mir anders vorgestellt, wahrscheinlich viel zu romantisch. Was wir zu sehen bekommen, ist eine Gruppe hart arbeitender Menschen, die sich aber die Zeit nehmen, uns auf einem Stellplatz unterzubringen, wo wir uns mit kostenlos mit Strom und Wasser versorgen können. Die Stellplätze befinden sich unter einer mit Wein belaubten riesengroßen Pergola, immer zwei WoMos hintereinander. Man steht also relativ eng, aber recht schön.
Einkaufen reicht uns für dieses Mal, über Nacht bleiben müssen wir nicht. Geld ausgeben kann man allerdings sehr gut und wir fahren bepackt wie der sprichwörtliche Esel davon. In Deutschland gibt es ja nix, das weiß man ja. Und wir bereuen auch nicht einen Lek, den wir ausgegeben haben.
Wir fahren weiter in Richtung Montenegro. Aber wir haben immer noch Lek übrig. Also noch einmal bei einem Big Market stoppen. Raki und Oliven gehen immer. Aber selbst dann bleiben Lek übrig.
So komme ich noch zu meiner Bougainvillea und dann ist das Geld bis auf wenige Lek weg. Das nächste Geld wird dann wieder aus Euro bestehen.
Der Übergang Albanien/Montenegro teilt sich einen Schalter und wir sind schneller durch, als wir tschüss sagen können. Ein wenig wehmütig sind wir schon.
Wir beschließen, auch dieses Mal wieder um die Bucht herumzufahren. Dieses Mal geht es viel schneller. Die kürzeste Route durch die Bergdörfer fällt ja weg. Und auch der Verkehr erscheint uns friedfertiger.
Da Diesel in Montenegro unschlagbar günstig ist (1,23 € / l), tanken wir ein paar Kilometer vor der Grenze zu Kroatien noch einmal. Und plötzlich funktioniert keine Kreditkarte mehr, VISA nicht und MasterCard auch nicht, auch bei dem Automaten bei der Bank auf der anderen Straßenseite geht nix. Huch, und nu?
Wir haben zwar noch ein paar Euro in unserem Klingelbeutel für Münzautomaten, aber für die Kraftstoffrechnung reicht es nicht.
Mit dem Tankstellenmann gehen wir dann alle Karten in unseren Brieftaschen durch. Zu guter Letzt probieren wir es mit der stinknormalen EC-Karte und siehe da: Rechnung bezahlt.
Die Ausreise aus Montenegro geht zügig, dafür stehen wir fast eine Stunde für die Einreise nach Kroatien an. Entgegenkommend bei der Ausreise aus Kroatien wird es ein richtig langer Stau, denn das vorderste Fahrzeug ist ein BMW mit russischem Kennzeichen und darin befinden sich wohl Leute, die von den Reisesanktionen für Russen betroffen sind.
Bis Brijesta werden wir wohl nicht kommen, aber bis nach Dubrovnik. Bei Park4Night wird ein Wohnmobilstellplatz angezeigt. Den nehmen wir und können unser Glück kaum fassen. Zwar gibt es dort weder Strom noch sonst etwas, was Camper brauchen, aber die Aussicht auf die Altstadt von Dubrovnik ist zum Niederknien schön.
Kein Schild, das das Übernachten verbietet, wir sind begeistert. Jan geht mit Zoe ein wenig herum, ich fotografiere und lese vorsichtshalber noch einmal die Preistafel. Nee, ne? Die ersten 15 Minuten umsonst, das ist der angenehme Teil. Jede angefangene Stunde 10 €, ein Tagesticket 80 €, der Verlust des Parkscheins 450 €. What? Ich spaziere zu dem jungen Mann am Schalter und frage nach. Er rät dringend von einer Übernachtung ab und bestätigt die Zahlen. Nun, die Stunde hat begonnen, Jan läuft los, besorgt Pizza, die wir hinterschlingen und dann nichts wie weg, bevor die zweite Stunde anbricht.
In der Zeit, in der Jan die Pizza holt, recherchiere ich schnell nach einer anderen Übernachtungsmöglichkeit. In Kroatien ist freies Stehen verboten, also muss schnell ein Campingplatz her.
10 km weiter ist einer. Wir fahren hin, der Platz ist offen. Wir parken unter einem Olivenbaum und schauen zur Rezeption. Geschlossen. Okay, dann halt morgen. Jetzt einen Raki und ins Bett. Dieser Tag hatte es in sich.